- Speaker #0
What's up, Doc? Sprechstunde mal anders. Der Podcast von Dr. Lib und Arzt und Wirtschaft rund um die Themen Praxisorganisation, Digitalisierung und Wirtschaftlichkeit. Mit Dr. Dirk Heimann.
- Speaker #1
What's up, Doc? Sprechstunde mal anders. Schön, dass Sie dabei sind, liebe Kolleginnen und Kollegen. Ich habe nachgezählt, stimmt gar nicht. Ich habe nachzählen lassen und meine Redakteurin, in dem Fall Frau Daum, gebeten, mir zu sagen, welche Folge eigentlich heute dran ist. Es ist die... Das 47. zum 47. Mal präsentieren wir gemeinsam mit Arzt und Wirtschaft und Dr. Lipp Themen rund um das Thema Praxis, rund um das Thema Medizin, die so ein bisschen am Rand liegen und auf der anderen Seite doch extrem wichtig sind, um eben eine gute Medizin zu machen, vor allem auch eine Medizin, die einem selber Spaß macht. Die Folge heute, da musste ich schmunzeln, als ich zum ersten Mal gesehen habe, wie die heutige Folge lauten soll. Deswegen, weil ich selber, wenn Sie uns regelmäßig hören, wissen Sie das. Allgemeinmediziner bin, in der eigenen Praxis aktiv bin, gerade eben bis vor ungefähr 15 Minuten vor unserer Aufzeichnung noch Patientinnen und Patienten behandelt habe und dann kommt dieser Titel daher. Hahaha, Hausarzt, brauchen wir den eigentlich noch? Spannende Frage, meine Antwort steht jetzt schon fest, aber ich bin ja gespannt, was unsere Gäste heute dazu sagen. Wir haben zwei. Zum einen geht die erste Internetleitung nach Leipzig zu Professor Sabine Wark. Sie hat dort die Genossenschaft für Heilberufe gegründet. Grüß Sie herzlich.
- Speaker #2
Grüße Sie auch und danke, dass ich dabei sein darf.
- Speaker #1
So, jetzt müssen wir ein bisschen was erzählen über Sie, Frau Prof. Warker. Das ist nämlich ganz spannend, als ich das mir immer durchgelesen habe, was Sie alles gemacht haben. Sie haben nämlich begonnen, normalerweise würde man ja denken, Sie sind BWLerin oder kümmern sich um andere Dinge. Und dann habe ich gelesen, Sie sind Diplombühnentänzerin gewesen. So hat das begonnen. Da musste ich erst mal nachlesen. Pädagogin, Choreografin, waren bis 2002 als Ballettdirektorin tätig. Und haben dann im Grunde diese Werte des Balletts, Disziplin, Präzision, Ausdauer, die haben Sie im Grunde versucht so mitzunehmen und hineinzubringen in das Gesundheitswesen. Und dann haben Sie BWL studiert. So steht es zumindest bei mir auf dem Zettel. Stimmt es so? War das so ungefähr Ihre Vita?
- Speaker #2
Das ist so erstmal korrekt, ja. Also wenn man in diesen Bereich der Kunst, klassischen Musik, klassischen Tanz einsteigt, macht man das ja bereits als Kind. Und in unserem Studium damals war die Anforderung, vor allen Dingen, wenn Sie gleich die Pädagogik mitmachen, dass wir unsere Anatomiescheine mit den Medizinstudenten gemacht haben, Ausbildung zum Physiotherapeuten und so weiter. Denn Sie können sich vorstellen, wenn Sie so ein kleines Geschöpf in der Hand haben, und Hochleistungssport heißt ja auch Deformierung und so weiter, das kennen wir alle. Das heißt, man kann aber auch ganz viel richtig machen. Und daher kam einfach immer mein Interesse zu sagen, Entweder ich schaffe Kunstkultur auf dem Niveau, wie ich es will, ist als deutscher Mensch sehr schwierig, wir sind da sehr international, oder aber ich werde Medizin studieren. Naja, dann war ich irgendwann zu alt, habe gedacht, bis ich Facharzt bin, bin ich 60, das mache ich nicht mehr und dann war BWL deutlich kürzer, aber meine Liebe gilt der Medizin, der Wissenschaft, dem nachhaltigen Betrachten von Zusammenhängen, von Körpern, von Natur und all diesem.
- Speaker #1
Und wir haben noch jemanden in der Leitung. Auch bei ihr ist die Medizin ein ganz wichtiger Punkt im Leben. Bianca Edler, nämlich Grüße herzlich.
- Speaker #0
Ja, hallo, schönen guten Tag und danke, dass ich auch dabei sein darf.
- Speaker #1
Frau Edler, Sie sind ganzheitliche Praxisberaterin, so nennen Sie sich selbst, haben auch eine ganz spannende Vita deutlich näher an der Medizin dran, zumindest initial. Sie haben, habe ich hier gelesen, zuerst eine Ausbildung zur MFA gemacht, dann haben Sie sich weitergebildet. zur Praxismanagerin, das ist ja ein Fachhochschulstudium, und sind dann seit 2019 selbstständig als Praxisberaterin in der Praxisberatung Edler, so haben Sie das genannt, haben viele, viele andere Tätigkeiten als Autorin, als Vortragende, also für ganz verschiedene Institutionen sind Sie unterwegs. Warum mögen Sie die Medizin so sehr?
- Speaker #0
Weil ich helfen möchte. Ich wollte schon immer helfen und ich möchte weiterhin helfen und unterstützen. Und das Gesundheitswesen unterstützen. Und das ist so meine Berufung, die ich in meinem Leben sehe.
- Speaker #1
Und jetzt helfen Sie beide im Grunde auf ganz unterschiedlichen Ebenen damit, Menschen, die sich eben mit der Medizin im weißen Kittel befassen. Vielleicht steigen wir da auch gerade ein. Ich habe diese Folge, den Titel, der ja mit aus Ihrer beiden Federn stammt, HHH Hausarzt, brauchen wir den eigentlich noch? Den möchte ich jetzt gerne mal aufgreifen und mich so ein bisschen dem Praxisalltag nähern. Stichwort gemeinsame Kommunikation vielleicht, wenn ich mir so einen Tag wie heute in Erinnerung rufe. Frau Edler, vielleicht bleiben wir zu Beginn gerade bei Ihnen. Dann hat der viel damit zu tun, da kommen Menschen, die kommen in die Praxis, die Mitarbeiterinnen bereiten vor, machen Verwaltung. Und oft hat man den Eindruck, oft habe ich den Eindruck, die Kommunikation gerade auch im Team. die ist manchmal so ein bisschen oder man könnte sie manchmal deutlich besser machen. Ist das auch Ihre Erfahrung?
- Speaker #0
Ja, das ist auch meine Erfahrung, auch tagtäglich in den Praxen, die ich besuche. Also ich feriere auch und gebe auch Workshops innerhalb von Praxisteams zu dem Thema Kommunikation, weil halt hier ein sehr großer Schwerpunkt ist, wo, also wir haben ja letztendlich alle in der Praxis keine Zeit mehr. Zeit ist Geld. Die Mitarbeiter sehen sich teilweise nicht, dadurch, dass wir ganz viele Teilzeitkräfte haben, keiner mehr in Vollzeit stelle möchte, die Übergabe innerhalb des Teams nicht richtig funktioniert, die Kommunikation in die Geschäftsleitung nicht funktioniert. Und da sehe ich einen sehr, sehr großen Bedarf an Optimierung in sehr, sehr vielen Praxen, weil die Kommunikation ist nach wie vor... Ein mega wichtiger Baustein generell in unserem täglichen Arbeiten. Ohne Kommunikation, ohne richtige Kommunikation kann es einfach nicht funktionieren. Und wenn es funktioniert, dann haben wir ja erfahrungsgemäß sehr hohe Fehler, sehr hohe Ausfälle auch teilweise. Und auch zu den Patienten die Kommunikation bleibt ja auf der Strecke, weil ja da auch wieder das medizinische Fachpersonal keine Zeit hat, die Patientenbindungen vorzunehmen.
- Speaker #1
Wobei ich manchmal den Eindruck habe, jetzt gehen wir vielleicht mal vom... Wir bleiben ein bisschen beim Team, von der Patientenkommunikation in Richtung Team. Frau Prof. Wark, ich habe manchmal den Eindruck, wenn ich so einen Tag an mir vorbeilaufen lasse, ich habe mit meinen Patientinnen und Patienten, selbst auch nur mit Einzelnen, oft viel mehr geredet als mit meinen MFAs, weil die ja außerhalb in vielen Fällen meiner Sprechzimmer stattfinden. Wie sind da Ihre Erfahrungen?
- Speaker #2
Ja, Senden und Empfangen ist hier ja sicherlich ein Thema. Aber wenn ich zum Senden nicht mehr komme, dann kann der andere ja auch nicht mehr empfangen. Ich kenne noch die alten Hausarztpraxen aus der Kindheit, wo die Arzthelferin, wie sie früher hieß, mit zum Arzt in das Sprechzimmer gegangen ist. Da hat einer geschrieben und der andere hat geredet. Dann war ein kleiner Austausch da. Das waren ja nicht nur Worte, sondern da waren ja auch Energien, da waren Blicke, da war all das, was wir als soziales, empathisches Zusammenleben heute in die digitale Welt schieben. in Strukturen schieben, aber manchmal hilft so dieses kleine bisschen, so wie Frau Edler gerade gesagt hatte, gesehen zu werden, Verantwortung zu tragen, Senden empfangen, kommunikativ zu verstehen, aber nicht nur zu verstehen mit dem Hirn und dem Kopf, sondern mit all unseren Sinnen. Also wir reden ja auch mit Körpersprache, da gehört so viel mehr dazu und ich würde mir wünschen, dass wir vielleicht die Organisation ein bisschen umstrukturieren. strukturieren und sagen, wir haben einen Part, der sehr klar eingeteilt ist und dann bleibt aber noch ein Part, wo man gemeinsam Dinge tut. Diese Rückführung ist in unserer heutigen Zeit sicher super schwer, aber ich finde sie ganz wertvoll. Und naja, vielleicht ist das so ein bisschen mein altes Thema, dass man über Körpersprache, über die alte Lehre der Pantomimik, der Gestik ein bisschen mehr zueinander finden könnte.
- Speaker #1
Das sind ja die Impulse, die Sie dann in Ihrer Ballettzeit wahrscheinlich auch mitgenommen und mitgelernt haben. Der Mensch ist mehr als einfach der Austausch von Sprache. Wenn ich das versuche runterzubrechen, würde das ja vielleicht heißen, man muss sich einen kurzen Slot am Tag nehmen, sagen wir mal um 8 Uhr geht die Praxis los oder um 7, das ist jeweils unterschiedlich. Und man würde sich fünf oder zehn Minuten nehmen und sagen, das ist jetzt mal die Zeit, wo wir uns hinsetzen, wo wir mal miteinander reden. Weil ganz oft beginnt ja so ein Tag einfach. Mitarbeiterinnen kommen, es geht irgendwie los. Da wird vielleicht noch der Kaffee gerade mal zusammen von der Kaffeemaschine geholt. Aber dann war es das schon. Meinen Sie sowas, so ein bisschen ganz in Art und Weise Oldschool und ich meine es überhaupt nicht negativ, sich darauf zu fokussieren, darin wieder in Austausch zu gehen?
- Speaker #2
Ich mache Ihnen ein Beispiel einer Freundin, onkologische Schwerpunktpraxis. in Rheinland-Pfalz und die haben es eingeführt, die Mittagspause zu starten, indem sie gemeinsam essen. Das ist sicherlich nicht immer und überall machbar, aber einer der dortigen Ärzte kocht super gerne, der bringt die Tupperware mit, dann wird da gemacht und getan und man isst gemeinsam. Das finde ich etwas super Spannendes, das kann nicht jede Praxis umsetzen, aber so wie Sie sagen, das kann der Kaffee morgens gemeinsam sein, das kann, ich weiß nicht was, das ist aber etwas... dieses kleine Momentum gemeinsam.
- Speaker #1
Also wirklich an den Austausch denken, an das Team denken, nicht nur darüber nachdenken, wie können wir vielleicht die Patientinnen- und Patientenkommunikation noch besser machen, sondern sich bewusst vorhalten, wie war eigentlich mein heutiger Tag, wenn ich das gerade tue, wie war mein heutiger Vormittag, der war in dem Punkt dann auch nicht optimal, das nehme ich mir jetzt mit, für die nächste Woche mich selber von Ihnen nochmal inspirieren zu lassen und darüber nachzudenken, wie kann man da vielleicht was einführen. was tatsächlich zu fünf oder zehn Minuten Wir reden mal miteinander führen kann. Das war jetzt ein Aspekt. Ich möchte darauf hinweisen, WhatsApp-Docs sprechen schon mal anders. Wir haben viele, viele dieser Themen in den letzten Folgen, die 47. ist es heute, schon beleuchtet. Wir werden so eine kleine Playlist zusammenstellen, dass Sie eben auch die Interessen finden oder die Folgen finden, die Sie gerade interessieren. Frau Edler, ich würde gerne Sie nochmal fragen, weil Sie haben ja da viele Sichtweisen, auch als MFA, die Sie mal in der Praxis waren. Wie war das denn zu Ihrer Zeit? Gab es da solche Ideen, wie man miteinander vielleicht noch besser kommuniziert? So ein Wochengespräch oder ein Tagesgespräch, wie war das früher bei Ihnen?
- Speaker #0
Ja, also wir haben regelmäßig Teamsitzungen durchgeführt. Meistens war das donnerstags von zwölf bis zwei. Da war die Praxis geschlossen, das war klar von vornherein. Da war kein Patient bestellt. Die Sprechstunde wurde von den Ärzten auch wirklich pünktlich beendet. Das ist ja manchmal auch immer noch, dass die Sprechstunde gar nicht pünktlich fertig ist. Und man dann... von seiner Teamsitzung Zeit abknapsen muss und dann sind wieder so viele Themen zu besprechen und man schafft das alles gar nicht. Und der Sinn der Teamsitzung geht eigentlich dann irgendwie so ein bisschen verloren, indem man das einfach so durchrauscht. Und jetzt müssen wir aber schnell fertig werden, weil die Nachmittagsprechstunde wieder losgeht. Und was ich halt auch toll finde, was auch in vielen Praxen jetzt umgesetzt wurde aufgrund der Empfehlung, ist wirklich so ein So eine Session am Morgen, wirklich, wenn man in die Praxis kommt, dass man sagt, okay, was gibt es gerade aktuell? Ist jemand krank? Hat jemand Urlaub? Wie sieht der Plan heute aus? Und sich gegenseitig auch nochmal für den Tag zu motivieren, wenn man zum Beispiel auch weiß, okay, zwei Kollegen krank, zwei im Urlaub, sind nur noch zwei da und mit dem Doktor und die Sprechstunde voll, dass man wirklich sagt, wow, komm, wir schaffen das, schakka, und heute Mittag holen wir uns was Schönes zum Essen, der Doktor gibt einen aus oder irgendwie sowas, dass man sich so gegenseitig auch... was ich super wichtig gerade in der heutigen Zeit finde, gerade aufgrund des fehlenden Personals in der Praxis, dass wir einfach gut auch auf uns achten zusammen.
- Speaker #1
Bleiben wir mal bei dem Thema, wie wir solche Gestaltungsspielräume überhaupt haben. Dafür brauchen wir Ressourcen. Wir brauchen Geld, wir brauchen Einnahmen, wir brauchen stabile Situationen. Wir haben den Tag genannt, ha ha ha, Hausarzt, brauchen wir den eigentlich noch? Da ist das Thema Geld ja schnell auch eins. Ich habe mir einen Artikel aus Arzt und Wirtschaft rausgesucht, mit dem wir ja gemeinsam WhatsApp-Docs, spreche ich schon mal anders, veröffentlichen. Das sind Zahlen, die sind schon ein bisschen älter, aus dem Jahr 2021, stammen von D-Status, also dem Statistischen Bundesamt. Und es ging um die Frage, jetzt über alle Arztgruppen hinweg, was sind eigentlich die Einnahmen einer Praxis? Wie gesagt, 2021, damals waren es etwa 335.000 Euro. Dann war die Frage, wie viel davon bleiben eigentlich beim Arzt hängen? Das sind ungefähr 162.000 Euro, prima Daumen, die Hälfte. Dann aber wohlgemerkt vor Steuern und vor allem anderen. Weiter heißt es in dem Artikel, die Allgemeinmediziner und Allgemeinmediziner, die verdienen weniger und wen hätte es überrascht. Die Radiologinnen und Radiologen verdienen ein bisschen mehr und wobei ein bisschen nicht bei Radiologen nicht ganz gelten lassen würde als Allgemeinmediziner. Ich würde Sie gerne nochmal fragen in dem Zusammenhang, Frau Warker, wenn wir da nochmal einhaken. Denn finanzielle Dinge sind wichtig, finanzielle Rahmenbedingungen sind... Der Grundstein, um Freiräume zu haben. Brauchen wir denn dann den Hausarzt noch? Ich nehme mal genau die Frage auf. Wenn der doch sowieso weniger verdient und gar nicht mehr so gebraucht wird. Das meine ich nicht so, aber ich frage es trotzdem mal.
- Speaker #2
Ich finde, das meine ich gar nicht so. Ein Punkt, nein, wir müssen es so meinen. Wir müssen hingucken aus meiner Sicht. Andere Länder machen uns ja Modelle vor,
- Speaker #1
wo es... Ich meine das schon so. Ich glaube, dass wir die Hausärzte brauchen. Ich bin einer.
- Speaker #2
Ich glaube das auch. Die Wertigkeit muss vielleicht neu, anders und sicherer definiert werden. Wenn wir im Geschehen um uns herum gucken, gibt es ja durchaus Modelle, die eine neue Hausärzte-Informationssituation schaffen. Das heißt, wir haben einen Hausarzt, da kann man anrufen, digital dies, das, jenes, aber es ist nicht mehr so, dass man zum Hausarzt hintappelt, bekommt die schnelle Einwertung, bekommt die Überweisung zum Facharzt. Und damit ist das Thema Hausarzt, den Kinderarzt würde es vielleicht ähnlich betreffen oder betrifft es in den Ländern auch und schon ist das Thema durch. Aber das kann doch nicht sein. Der Hausarzt ist doch etwas viel tiefer gehendes, viel Wichtigeres, viel als Ansprechpartner, als direkte Abfederung vor. Dem Facharzt. Also es geht ja nicht nur um die Wirtschaftlichkeit, verdient der Hausarzt genug. Da haben wir jetzt nun mit dem neuen Versorgungsstärkungsgesetz und dem Entbudgetierung und alles, was da jetzt gerade so an Vokabeln fällt, vielleicht die Option zu sagen, ja, die Wertigkeit wird aufgebaut im Vergleich zu den Fachärzten. Vielleicht kriegen wir eine Annäherung. Wie sieht es aus mit dem Igeln? Ist der Hausarzt und die Praxis bereit zu igeln? Inwieviel privat? Patientenanteil haben wir, sind wir im Stadtbereich, in der Großstadt, sind wir auf dem Land. Also sind so viele kleine Dinge. Ich bin bei ihnen ja, wir brauchen den Hausarzt, aber wir müssen ihn auch definieren. Das heißt nicht definieren im Sinne von schrumpfen.
- Speaker #1
Schreibt mal die Überweisung auf oder so, sondern einen anderen Ansprechpartner.
- Speaker #2
Genau so. Wir müssen diese Wertigkeit herausarbeiten. Was tut er? Wofür ist er eigentlich da? Wie gehen wir in die Tiefe, in die Nachhaltigkeit, in die sinnvolle in Sinnvolligkeit, ich kreiere jetzt mal ein neues Wort. Für mich ist es, und das glaube ich, müssten wir der Gesellschaft wieder näher bringen, wer und warum haben wir den Hausarzt. Früher, ich gehe jetzt wieder zu früher, meine Oma ist zum Hausarzt gegangen, da war aber auch noch das Gespräch, da war noch die Zeit. Da war nicht, ich muss auf die Uhr gucken, ich habe nur zweieinhalb Minuten. Also vielleicht finden wir wieder den Ansatz zu sagen, miteinander wäre... ist der Hausarzt und nicht, brauchen wir den noch im negativen Sinne. Nein, schaffen wir ab, weil das kann man ja digital.
- Speaker #1
Wobei da muss man ja sagen, da gibt es ja auch zwei Welten. Das eine ist die Wertigkeit, die Sie gerade ansprechen, die man an monetären Dingen festmachen kann. Das andere ist die gesellschaftliche Wertigkeit. Da erlebe ich ehrlich gesagt eher genau das Gegenteil, dass viele der Patientinnen und Patienten, die ich häufiger sehe, die ich oft über Jahre sehe, dann von mir oder zu mir kommen und sagen, ich komme gerade vom Kardiologen zurück. Der hat Folgendes empfohlen, aber ich wollte mit Ihnen erstmal darüber sprechen, ob ich das überhaupt machen soll. Also wir haben ja schon gerade bei den älteren Menschen nach wie vor eine durchaus beziehungsebene gewachsenes Vertrauen, gelebte Anamnese, heißt das hier in der Allgemeinmedizin. Aber Sie haben völlig recht, es muss halt, und da kann man nur hoffen, dass die Entbudgetierung da was bringt. Da geht es ja unter anderem um das Thema der Gesprächsziffern und andere Dinge. Das eben weg von der zweieinhalb Minuten Medizin hin zu, es lohnt sich wieder miteinander zu reden. inhaltlich und eben auch finanziell. Bianca Edler, jetzt haben Sie das selber von vielen Ecken erlebt. Auf der einen Seite erleben Sie es, weil Sie in Coachings für Praxen gehen und dort Praxen auch weiterbilden. Auf der anderen Seite waren Sie mal auf der anderen Seite des Tresens als MFA. Stichwort Wertigkeit, Leistungen, die erbracht werden, sollten auch finanziell anerkannt werden. Wie sehen Sie das?
- Speaker #0
Ja, da stimme ich total zu. Ich kann mich noch daran erinnern, als ich damals angefangen habe zu lernen, was wir alles abrechnen durften. Da wurde ein EKG abgerechnet, da wurde ein Verband abgerechnet und, und, und. Und das ist ja jetzt alles nicht mehr bei den Hausärzten. Das haben wir alles in einer schönen Versichertenpauschale inklusive. Und ja, also von meiner Seite her, die Gesprächsziffer, okay, die ist dann auch nur noch gedeckelt. Also selbst wenn wir wollten, können wir gar nicht das. an Gesprächen abrechnen, was die Ärzte Tag für Tag bringen. Und das finde ich schon einfach...
- Speaker #1
Wir können es nicht. Das kann ich Ihnen sagen. Die Gesprächssiffer in meinem Fall wird um drei Viertel gekürzt. Gekürzt, genau. Drei Viertel, weil sie eben dem, das ist wie Ultraschalluntersuchungen, weil sie eben im Budget liegen. Von daher, was Frau Wark eben sagte, ist ja ein ganz spannender Ansatz und auch meine Hoffnung und die Hoffnung sicher vieler Kolleginnen und Kollegen, dass sich Sprechen auch im inhaltlichen wie monetären Sinne wieder lohnen muss.
- Speaker #0
Ja, genau. Dem stimme ich voll und ganz zu.
- Speaker #1
Wenn Sie jetzt coachen, wenn Sie auf Menschen zugehen, wenn Sie auf Arztpraxen zugehen, die von Ihnen Rat und Hilfe erhoffen, was melden Ihnen denn so die Praxen zurück, die Sie besuchen? Was ist da am wichtigsten?
- Speaker #0
Also bei den Ärzten ist es unterschiedlich. Also was hat der Arzt jetzt für, also was ist dem Arzt wichtig, was ist dem Team wichtig? Und dem Arzt wichtig ist definitiv A, seine wirtschaftliche Situation und dann kommt das Team, dann kommen die Mitarbeiter. Dem Team ist gar nicht mehr so wichtig, ob sie 100 Euro mehr im Monat verdienen, als bei dem Kollegen um die Ecke. Das Team möchte mitgenommen werden in allen Prozessen, mit in einer Praxis. Das heißt, dass es mit eingebunden wird, wenn zum Beispiel ein neues Gerät angeschafft werden soll, wenn sich irgendwas verändern soll in der Praxis, dass die Praxisinhaber, das Team, okay, passt auf, das sind meine Ideen, was haltet ihr davon? Das ist gerade angesagt in den Praxen und nicht bekomme ich 100 Euro mehr. Und bezüglich der Wirtschaftlichkeit, da sage ich immer, wenn der Arzt mit mir spricht und sagt, Mensch Frau Edler, Ich arbeite und arbeite und arbeite und müsste wahrscheinlich noch einen Nebenjob annehmen, um teilweise, das hatte ich jetzt erst gestern oder vorgestern die Aussage eines Arztes, ich kann mir das Personal nicht leisten, ich muss mir einen Nebenjob suchen. Und ich dachte, um Gottes Willen, dass ich auch sage, gucken Sie sich bitte Ihre Abrechnung an, gucken Sie sich Ihre Kassenabrechnung an, rechnen wir alles ab, was möglich ist. Ich spreche jetzt auch so von den geriatrischen Assessments, von den Palliativziffern. Und also diese paar Ziffern, die der Hausarzt hat, wird die wirklich abgerechnet? Und in der GUR, wo wir ja wissen, 30 Jahre alt, also fast 30 Jahre alt, kommt die neue GUR. Ich sage erst mal, ich sehe es nicht. Aber nutzen wir denn die GUR, die wir jetzt haben, auch adäquat aus? Das heißt, rechne ich alles ab? Steigere ich meine Ziffern, wenn ich länger mit dem Patienten gesprochen habe? Und, und, und, und. Da erlebe ich auch immer wieder Optimierung in den Praxen. Wo wir wirklich einen kleinen Schrauben drehen können, dass da ein kleiner Mehrwert auch in dem wirtschaftlichen Bereich rumkommt.
- Speaker #1
Kann man vielleicht kurz erläutern für alle Kolleginnen und Kollegen, die keine... Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner sind es mit dem geriatrischen Assessment sind verschiedene Tests wie Bartelindex zum Beispiel gemeint, bei allen Patienten, Patienten über 70, bei denen wir uns Fragen stellen, ob sie möglicherweise ein bisschen von einer Altersgebrechlichkeit betroffen sind. Und dann kann ich eine weitere Ziffer abrechnen, das geriatrische, den Betreuungskomplex, den kann ich mit abrechnen, den kann ich jedes Quartal abrechnen. Das Assessment kann ich ein oder ich glaube zweimal insgesamt im Abstand von zwei oder drei Jahren abrechnen. um einfach auch eine Folge zu sehen. Aber das sind ja Beispiele, die Sie gerade erwähnt haben, Frau Edler, in der Tat. Da heißt es, drauf zu gucken. Ich würde gerne noch mal ganz kurz bei Ihnen bleiben, weil es ja auch Ihr Thema ist, das Thema Abrechnung, Stichwort die GOE, die Sie erwähnt haben. Ich erlebe häufig bei vielen Kolleginnen und Kollegen, die haben auch so ein bisschen Manschetten dann zu sagen. Ich nehme da den 3,5-fachen Satz. Obwohl die GOE so alt ist, obwohl sich viele Ziffern ja gar nicht finden. Nehmen wir als Beispiel mal Bioimpedanzmessungen bei übergewichtigen Menschen. Die gibt es nicht. in der GOE, dann müssen Sie irgendwas anderes finden, was irgendwie passt und Analogziffer draus machen. Sind wir da vielleicht auch zu schüchtern?
- Speaker #0
Nein, sagen wir es mal so. Also ich erlebe die älteren Kollegen von Ihnen, die sind sehr schüchtern, wenn es anbelangt. Die sagen halt tatsächlich, das habe ich noch.
- Speaker #1
Das war sehr nett, weil damit haben Sie mich für jung erklärt. Das fand ich cool. Also wenn Sie das gerne nochmal wiederholen, finde ich das spitze.
- Speaker #0
Also die älteren Hausärzte, die noch tätig sind. Die sind wirklich sehr schüchtern. Also die sagen auch, das habe ich noch nie gemacht und das traue ich mich nicht und ich möchte das für mich auch nicht. Die jüngeren Kollegen, die sind da eher mutiger auch. Und ich glaube, wenn ich was erbracht habe, wenn ich zum Beispiel ein Gespräch habe und das ist nun mal länger als zehn Minuten gegangen und ich rechne das trotzdem noch mit einer Eins ab für 10,72 Euro. Ich sage immer wieder zu dem Arzt, gucken Sie bitte mal 30 Jahre rückwärts. Was haben Sie vor 30 Jahren an Miete bezahlt, an Kosten für die Praxis gehabt? Und was haben Sie jetzt für Kosten? Alleine das. Und deswegen ist es schon wichtig, dass wir gucken, okay, wie können wir das am optimalsten ausnutzen. Und wenn ich halt eine 3 abrechne, die mit 20,11 Euro bei 2,3-fachen Satz ist, die geht ja meistens nicht mit weiteren Leistungen. Da muss man halt schauen, okay, welche Beratungsziffer kann ich noch nehmen? Eine 33 zum Beispiel analog oder eine 34 analog?
- Speaker #1
Die 3, das wäre eine Schulung, die 34 wäre bei Kursen.
- Speaker #0
Entschuldigung.
- Speaker #1
Ja, steigern. Genau. Wir reden ja mit vielen Kolleginnen und Kollegen, die das eben nicht machen. Sie mögen von mir hören, ich gehöre dann nicht zu den ganz Schüchtern. Aber ich denke auch, Sie haben es gerade gesagt, die GOE ist eben tatsächlich 20, 30 Jahre alt. Sie ist nie vernünftig reformiert worden. Die Kosten sind heute ganz andere als damals. Es kann keine Begründung oder es darf juristisch keine Begründung sein, einfach zu steigern, weil die Werte von früher sind. Wir müssen es immer begründen. Aber ich muss sagen, ich habe sehr, sehr gute Erfahrungen damit gemacht, es dann zu begründen. und reinzuschreiben, warum man es erhöht, dann kann man tatsächlich, wie Sie es gerade beschrieben haben, hoffentlich um den Nebenjob drum herum kommen. Ich würde aber gerne noch mal weitergehen, Frau Warker, zu Ihnen. Jetzt ist so eine Praxis hoffentlich gut gelaufen. Wir haben unsere Wertigkeit wieder gefunden. Wir haben geguckt, was können wir alles abbrechen. Wir haben exemplarisch gerade mit Frau Edler über ein paar EBM- wie GOE-Ziffern gesprochen. Jetzt kommt irgendwann der Tag, wo wir uns fragen, wie geht es denn weiter mit der Praxisnachfolge? Auch darüber haben wir bei WhatsApp Talks Sprechstunde mal anders schon einige Male gesprochen, aber ich würde gerne von Ihnen da ein bisschen was lernen. Wann ist denn der richtige Zeitpunkt, darüber nachzudenken, jetzt bin ich irgendwann zu alt, jetzt möchte ich irgendwann aufhören?
- Speaker #2
Oh, das ist ja eine der ganz großen Fragen, Themen.
- Speaker #1
Ja, deswegen stelle ich sie ja.
- Speaker #2
Da kann man nur schnaufen, viel mehr bleibt da fast gar nicht. Ich sage mal, quer durch die ganze Republik ist es sehr unterschiedlich. Auch hier müssen wir wieder unterscheiden, habe ich die Stadt, welche Stadt, in welchem Bundesland, bin ich in der ländlichen Region, wo finde ich mich denn wieder? Das macht erstmal einen großen Unterschied. Bleiben wir mal bei der Stadt. In der Stadt, in der Regel, wenn wir eine Großstadt haben, da ist nochmal Westen, Osten vielleicht ein bisschen anders. Aber wir haben, ich sage jetzt mal als Beispiel, in Frankfurt eine gut gehende Praxis, dann sollte es kein Problem sein, einen Nachfolger zu finden. Dann fange ich heute, und das meine ich sehr ernst, in der Regel drei bis fünf Jahre, bevor ich aufhören möchte, wenn es nicht irgendwo plötzlich sein muss, an, mich zu kümmern. Denn die KV spricht mit, wenn ich einen Sitz habe, da wird hin und her diskutiert und gemacht und getan. Dann muss ich mich über einen Preis einigen. echte professionelle Einwertung, nicht irgendwie, ich hätte gerne, das ist längst vorbei. Die Einwertung heißt, wie viel Scheine, wie viel Anteil Privatpatienten, Mietverträge, Arbeitsverträge. Also einmal komplett ein Gebilde Praxis, wie wertig ist dieses Gebilde? Da gibt es unterschiedliche Einwertungsmöglichkeiten. Und dann, wenn ich das Glück habe, einen jungen Kollegen zu finden oder einen Kollegen, der diese Praxis gerne übernehmen möchte und auch noch eine Wertigkeit habe, dass Geld bezahlt wird, dann bin ich in einer super komfortablen Situation.
- Speaker #1
Aber ich darf noch mal kurz nachhaken. Schon drei bis fünf Jahre, das war schon so ein Punkt, wo Sie sagen, also nicht bis übermorgen warten und ich bin ja eigentlich noch gar nicht so alt, sondern wer irgendwann sagt, ich möchte mit Mitte 60 oder so gehen, der sollte mit Anfang 60 dann schon anrufen und sagen, jetzt muss ich mich mal beraten lassen.
- Speaker #2
Genau. Also da in der, ich habe, Ich glaube, dass ja immer wieder in den Städten ist es so, dass man dann vielleicht einen Arzt in Weiterbildung erstmal beschäftigt oder einen Angestelltenarzt hat, mit dem man sich vorstellen könnte, auf beiden Seiten einen Übergang zu schaffen. Manchmal geht es auch direkt, das ist aber mittlerweile wirklich der seltene Fall. Also wir haben ja auch Menschen, die zu uns ins Land kommen, die nach dem Anerkenntnisverfahren dann sagen, okay, Niederlassung könnte ich mir gut vorstellen. Also da ist ein bunter Blumenstrauß und ich brauche Zeit. Und Zeit, das ist wirklich ein Erfahrungswert, drei bis fünf Jahre, dann hat man so ein bisschen die innere Ruhe, man kann gestalten und das ist nicht so, wie ich es leider auch habe, man versucht bis zum letzten Moment irgendwas zu tun und dann schließt man einfach nur zu.
- Speaker #1
Ich habe letztens was Spannendes gehört und das greift ja genau da rein, dass man im Grunde sehr so ein bisschen Ausha lässt und schaut, ich finde jemanden, den ich vielleicht mit hineinführen kann, Weiterbildungsassistenten hatten Sie exemplarisch eben genannt. Ich habe jetzt letztens von ein paar Steuerberatern gehört, auch bei WhatsApp, da spreche ich schon mal anders. Man muss ja zum Beispiel auch gar nicht warten mit seiner Ärzteversorgungsrente, bis man 65 ist, sondern kann ja auch da sagen, die lasse ich mir früher auszahlen. Ab 60 ist das ja möglich und kann dann weiterhin Geld verdienen, muss aber vielleicht nicht so viel Geld verdienen, wie ich das sonst bräuchte, einfach um mir das auch leisten zu können. Ist das so ein Weg aus Ihrer Sicht?
- Speaker #2
Eine Korrektur bitte kurz. Es war früher 60, mit 67 sind wir auf 62 marschiert, wo Sie das Versorgungswerk in Anspruch nehmen können und dann voll umfänglich. die Kasse und auch die Privatsprechstunde weiterführen können. Und ja, das haben wir mit diversen Steuerberatern natürlich durchkalkuliert. Macht im Sinne des Arztes Sinn, aber das ist jetzt hier nicht das Thema. Ja, also man sollte da rechtzeitig drüber nachdenken, hingucken, sowohl betriebswirtschaftlich, zahlentechnisch als auch menschlich, als auch familiär. Man möchte ja auch vielleicht als Arzt nicht sein ganzes Leben lang arbeiten. Es gibt auch Ärzte, die sagen, mit 75 ist immer noch alles toll. Das ist ja alles aufgeweicht worden. Also wenn man selber für sich gestalten kann und möchte, dann ist das sicherlich etwas, wo man ab 62 finanziell hingucken kann und auch die Ruhe haben kann, jemanden zu finden.
- Speaker #1
Da würde ich gerne nochmal von Ihnen lernen. Sie haben jetzt gerade gesagt Korrektur 62, nicht mehr 60. Was genau meinen Sie damit? Kann ich mir nicht die Rente auch früher schon auszahlen lassen oder habe ich dann mehr Abschläge oder wie muss ich das sehen?
- Speaker #2
Also ich sage mal so offiziell. Renten beginnen, ist eben der deutsche Eckrentner bzw. bei unseren Versorgungswerkberufen, das sind ja nicht nur die Ärzte, konnte ich früher ab 60, heute ab 62 das Versorgungswerk in Anspruch nehmen mit Abschlag. Ja, das heißt aber, ich habe die Einzahlung nicht mehr ins Versorgungswerk und generiere die Rente, die in die Steuer muss. Wenn ich das entsprechend sinnvoll wieder anlege, habe ich einen privaten Kapitalschub.
- Speaker #0
der natürlich, weil im Versorgungswerk eine erklärte BU-Rente drin ist und so weiter, da schnuppelt mir ja immer ein bisschen was weg, habe ich dort unter Umständen rein finanziell die Möglichkeit zu gestalten.
- Speaker #1
Also gestalten ist das Stichwort. Sich beraten lassen, Zeit haben, was Sie eben sagten, das wäre so ein Zwischenfazit, was ich jetzt von Ihnen nochmal mitnehme, dass Sie sagen, wirklich diese drei bis fünf Jahre und dann wirklich gestalten. Was möchte ich? wie lange möchte ich eigentlich arbeiten und Familie haben sie so einen Nebensatz genannt. Mir fällt dann immer wieder dieser berühmte Loriot-Film ein, Papa Ante Portas, wenn dann im Grunde zu Hause der Vater steht und sagt, guten Tag, ich kaufe jetzt hier ein und dann kauft er 7800 Gläser Senf oder so ähnlich ist das dann. Also mit allen vielleicht, die ins Boot nehmen und zu überlegen, was kann ich tun, gerade auch im hausärztlichen Bereich. Wir haben eben gerade ja von Frau Edler gehört, die älteren Hausärztinnen und Hausärzte, die sind vielleicht noch vom alten Schlag, sehen das alles ein bisschen anders, aber gestalten. ist das Stichwort, irgendwann darf es dann auch selber einem mal gut gehen, wenn man so ein langes Arbeitsleben hinter sich hat. Praxisnachfolge, das war ein Stichwort. Ich würde aber gerne nochmal versuchen, den Kreis zu spannen oder zu drehen. Zum Anfang hin nämlich Sinnhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit. Frau Wage, vielleicht bleiben wir kurz bei Ihnen nochmal. Aus Ihrer Sicht, die Sie ja mit ganz, ganz vielen Ärztinnen und Ärzten Kontakt haben über die Genossenschaft für Heilberufe, die Sie ja mit gegründet haben. Was ist denn so Ihr Rat in Sachen Hausärzte? Macht das weiter oder sagen Sie eher, erfindet Eure eigene, Euer eigenes Selbstverständnis neu?
- Speaker #0
Ganz schwierig. Also Hausärzte von bis. Ich habe so, wie Frau Edler gerade sagte, den, ich sage mal, Altarzt, der so ganz klassisch die psychologische Betreuung, ist ja auch, Gespräche sind ja auch psychologische Betreuung, sind ja auch mal das sogenannte Händchenhalten und die Fürsprache, die Ansprache. für einen vielleicht älteren auch vereinsamten menschen das andere ist der arzt der heute sagt also ich mache ausbildung schmerztherapie ich mache die geriatrie ich mache also das ist ja ein blumenstrauß von ich kann ja nicht sagen ich habe ein haushalt und das ist das was er macht ich habe hausärzte die sich anders aufstellen die hingucken was wird benötigt in meinem umfeld wo habe ich die fort Bildungsmöglichkeit zu sagen, das ist jetzt nicht an jeder Ecke, sondern damit hebe ich mich in einer Stadt oder in einem Umfeld ab und biete eine Leistung an, die ich heute, wenn ich über den Tellerrand der klassischen Schulmedizin gucke, als sinnvoll erachte, die auch dem Menschen ganzheitlich irgendwo zur Verfügung gestellt wird. Also ich kann das so pauschal gar nicht sagen. Ich glaube, und deswegen nochmal zu dem Anfang zurück, dass wir das Thema Hausarzt, das ist ja, also sagt ja der Name Haus und Arzt, was das mal war. Aber das ist es ja heute gar nicht mehr. Heute ist doch der Hausarzt viel mehr als das, was ursprünglich der Arzt nach zu Hause und im Haus war. Das ist ein Anlaufort für, so wie Sie vorhin gesagt haben, Man kommt vom Radiologen, der macht schnell, schnell, husch, husch, erzählt mir was, ich habe es nicht verstanden oder möchte es nochmal erklärt haben.
- Speaker #1
Wenn er Ihnen überhaupt was erzählt, tut er meistens ja gar nicht mehr.
- Speaker #0
Genau, da kriegen Sie die Datei in die Hand oder wird verschickt. Also wenn ich dann nochmal einen Gesprächspartner brauche, wenn ich eine zweite Information, Meinung hören möchte, wenn ich vielleicht anders therapiert werden möchte als klassisch schulmedizinisch oder was mal schnell irgendwo als Satz gefallen lassen wird. Und ich glaube, wir... Wir sollten noch mal hingucken als Gesellschaft und auch als diejenigen, die in diesem Beruf arbeiten und mit uns umgehen lassen und umgehen. Wer sind wir? Was wollen wir? Wo geht die Reise hin? Wie wichtig sind wir? Und diese Wichtigkeit, die dürfen Sie doch als Arzt bitte schön transportieren. Sie dürfen doch Geld verdienen. Sie dürfen das doch alles tun. Wir geben als Patient unser Leben in Ihre Hände. Jeden Tag immer wieder zu vollster Verantwortung. Und wo ist denn bitte... Immer dieses Thema Budget und Budgetierung, das macht mich ganz wahnsinnig. Wenn mich jemand ständig budgetieren würde, würde ich verrückt. Wenn die Wirtschaft budgetiert würde, das wäre eine Katastrophe. Und wir müssen einen Arzt budgetieren? Ist da nicht unser gesamtes System mal mit einem Fragezeichen zu betrachten?
- Speaker #1
Das werden sicher sehr viele ärztliche Kolleginnen und Kollegen sehr, sehr gerne hören. Frau Edleich, ich würde Sie das auch gerne nochmal fragen. Sinnhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit der Hausarztpraxis, das wäre jetzt gerade so eine Einschätzung, wie sie Frau Prof. Sabine Wackel uns gegeben hat. Wie sehen Sie das denn? Also Hausarzt neu definieren, das nehme ich heute mit, sowohl für die Berufsgruppe an sich als auch auf jeden Einzelnen. Das haben wir eben ja so ein bisschen rausgearbeitet. Was könnte meine, ich nenne es mal, Nische sein, in der ich mich auch positioniere und die einfach mehr ist als das klassische Hausarzt sein, ins Haus kommen, wie Sie es eben Frau Böser-Waake genannt haben. Frau Hedler, wie sehen Sie das? Was müssen die hausärztlichen Kolleginnen und Kollegen machen, um zu sagen, das ist ein Weg, der... Macht mir inhaltlich Spaß, der macht mir von meiner eigenen Zufriedenheit Spaß, der macht mir aber auch finanziell Spaß.
- Speaker #2
Das ist ja auch von Hausarzt zu Hausarzt unterschiedlich. Ich habe ja auch Hausärzte, die sagen, ich möchte gar nicht igeln zum Beispiel. Ich bin mit dem so zufrieden, wie ich es gerade habe. Das ist der kleine klassische Hausarzt mit zwei Angestellten und vielleicht 600 Scheinen im Quartal. Er ist so glücklich und dann soll es alles auch so sein. Aber gerade die jungen Mediziner oder die sich neu niedergeladen haben.
- Speaker #1
Das sind also 600 Scheinen in der Vollzeitpraxis?
- Speaker #2
Ja, genau. Und die jungen Mediziner aber, die wollen ja mehr. Und ich empfehle immer wieder, okay, also was Frau Warki ja auch schon angesprochen hatte, ist die ganze Präventivmedizin, dass man Prävention betreibt, was ja immer mehr im Fokus steht und im Vordergrund steht. Ganzheitliche Medizin, funktionelle Medizin, dass wir gucken, okay, wo kommt denn die Ursache zum Beispiel her und nicht nur die Symptombehandlung. Da gibt es ganz viele Ärzte, die dafür gerade brennen. Und da schießen gerade die Praxen so förmlich aus dem Boden. Alles so bioidentische Hormone und, und, und. Also es gibt ja so viel, was ein Hausarzt quasi sich aneignen kann, sich fortbilden kann, wo man halt gucken muss, okay, wo liegen denn meine Schwerpunkte? Was möchte ich denn? Oder bleibe ich ein normaler Hausarzt? Möchte ich meine Blutdruckeinstellungen haben? Es gibt ja Ärzte, die sind damit halt so glücklich, ihr ganzes Leben lang. Da muss man halt gucken und so gehe ich auch in die Beratung. Ich frage den Arzt immer auch, was möchten Sie, wer sind Sie, was möchten Sie, wo sehen Sie sich in zwei, drei, vier, fünf, sechs Jahren? Je nachdem, wie lange die Praxis auch schon besteht. Und erst dann kann man auch zusammen ins Tun kommen.
- Speaker #1
Und was sagen da viele? Jetzt würde ich gerne mal Mäuschen spielen. Wenn Sie genau das fragen und sagen, wo sind Sie in drei, vier, fünf, sechs Jahren, ist ja eine Frage. die in der Wirtschaft und bei Menschen innerhalb der Wirtschaft Karriere machen, sehr üblich ist. Aber Frau Edler, was sagen Ihnen dann die Kolleginnen und Kollegen, wo sind die denn?
- Speaker #2
Die sagen erstmal gar nichts. Die sagen, ja, habe ich mir noch gar keine Gedanken drüber gemacht. Und da sage ich immer, das sollten Sie aber mal. Weil wenn ich kein Ziel habe für mich als Praxis und als Praxisinhaber, ich weiß ja nicht, wie der Fahrplan denn aussehen kann. Und wenn ich jetzt sage, zum Beispiel, wenn der Hausarzt jetzt sagt, Mensch, Frau Edler, in fünf Jahren sehe ich mich. mit neuen Praxisräumen, mit einer neuen Betriebsstätte, Zweigstelle noch dazu und, und, und. Dann ist das schon eine Ansage und dann kann man dahin auch arbeiten. Oder halt, okay, ich bin gerade dabei und mache gerade eine Ausbildung mit Hormonersatztherapie oder funktionelle Medizin, ganzheitliche Medizin.
- Speaker #1
Also sich das eigene Steckenpferd suchen und zu überlegen, wo möchte ich eigentlich hingehen. WhatsApp-Talks spreche ich schon mal anders. Die 47. Folge war das heute. Hahaha, Hausarzt. brauchen wir den eigentlich noch? Wir hatten zwei Gäste, Bianca Edler haben Sie gerade gehört, die unter anderem als MFA mal angefangen hat und dann heute mit ihrer eigenen Praxisberatung Edler viele Kolleginnen und Kollegen ein bisschen unterstützt zu überlegen, wo wollen Sie eigentlich hin? Und Frau Prof. Sabine Barke haben wir eben auch länger kennengelernt. Sie kommt aus Leipzig und hat dort die Genossenschaft für Heilberufe gegründet. An Sie beide erstmal vielen Dank.
- Speaker #0
Ich danke auch. Sehr, sehr gerne. Auch Dankeschön.
- Speaker #1
Ich versuche mal so eine Zusammenfassung, wie wir das hier immer machen bei WhatsApp Talks. Sprechst du nochmal anders? Das fällt mir heute nicht ganz so leicht, weil wir über ganz, ganz viele Dinge gesprochen haben. Ich versuche mal, es spontan so runterzubrechen. Ich habe gelernt, wir müssen eigentlich für uns alle, die wir in der Allgemeinmedizin tätig sind, uns fragen, wie wollen wir eigentlich unseren Berufsstand definieren? Da hat sich was verändert. Das zog sich durch alle Gespräche der letzten Minuten hindurch. Wir müssen es aber auch selber fragen. Was sind denn... meine Schwerpunkte, wofür fühle ich mich gut, was möchte ich gerne machen. Wir haben die Beispiele Präventivmedizin, zum Beispiel gehört ich selbst, mache sehr, sehr viel im Bereich der Lipidologie, aber auch der Adipologie, also des Abnehmens. Dinge, die einem selber Spaß machen, die einem selber etwas wichtig sind. Das ist sicher das eine. Wir haben auch gelernt, wir müssen bestehende Vergütungssysteme hinterfragen. und dann auch für uns nutzen. Stichwort, wir haben über die GOE gesprochen, wir haben darüber gesprochen, dass diese Abrechnung sehr, sehr alt ist, dass wir selber vielleicht ein bisschen weniger unschüchtern sein sollten, um zu überlegen, welche Ziffern machen denn wirklich Sinn und rechne ich die alle ab? Das Gleiche gilt für den EBM-Bereich. Wir haben exemplarisch über das geriatrische Assessment zum Beispiel gesprochen oder den geriatrischen Betreuungskomplex. Darüber eben wirklich nachzudenken und Prozesse zu etablieren, die uns im Alltag helfen, daran auch zu denken. Dann sind wir beim Thema Kommunikation. Auch das haben wir besprochen und haben überlegt, ja, auf der einen Seite haben wir Praxis- und Personalmangel, keine Frage, den gibt es heute. Auf der anderen Seite kommt die Kommunikation im Team dann möglicherweise, aber auch ein bisschen zu kurz. Wir haben uns inspirieren lassen, vielleicht ein Mittagessen gemeinsam zu machen. Wir haben darüber nachgedacht, macht es vielleicht ein gemeinsamer Kaffee, den man sich morgens zusammen gönnt, Sinn. um gut in den Alltag zu starten. Aber meine ganz persönliche Bilanz heute von WhatsApp-Docs spreche ich schon mal an, dass es braucht den Hausarzt, die Hausärztin nach wie vor, aber eben mit einer anderen Definition. Sie hätten von mir wahrscheinlich auch gar nichts anderes erwartet, außer dass ich genau das sage. Mit einer anderen Definition, mit einem anderen... Selbstverständnis. Und wenn Sie viel davon nachlesen möchten, liebe Kolleginnen und Kollegen, das geht. Zum Beispiel bei Arzt und Wirtschaft, das waren so viele Themen, dass ich eigentlich nur allgemein darauf verweisen kann, auf die Rubriken Allgemeinmedizin, medizinisches Fachwissen für Hausarzt und Internisten. Da lohnt es sich, in diese Rubriken mal reinzugucken. Bei Arzt und Wirtschaft, bei Dr. Lib ist es so ähnlich. Da gibt es eine ganze Reihe von kleinen Booklets, die Sie runterladen können, die Sie sich anschauen können, die Praxisschwerpunkte beleuchten, die wir heute hatten. Personal, Bindung, aber auch mehr Zufriedenheit zum Beispiel im Team. Und last but not least, bevor ich es vergesse, wir werden eine kleine Playlist zusammenstellen, wo immer Sie diesen Podcast gerade anhören, liebe Kolleginnen und Kollegen, damit Sie die Möglichkeit haben, diese Themen, die wir hier natürlich nur haben, anreißen können, mit einer ganzen Folge dann ausführlich nochmal nachzuhören. Das war es für heute, die 47. Folge von WhatsApp-Doc. Ich spreche schon nochmal anders. Schön, dass Sie dabei waren.
- Speaker #3
What's up, Doc? Sprechstunde mal anders. Der Podcast von Dr. Lipp und Arzt und Wirtschaft rund um die Themen Praxisorganisation, Digitalisierung und Wirtschaftlichkeit. Mit Dr. Jokheimen. Dieser Podcast-Service für Ärztinnen und Ärzte wurde Ihnen von unserem Content-Partner, der Dr. Lipp GmbH aus Berlin, präsentiert. Dr. Lipp ist auch für den Inhalt dieses Podcasts verantwortend.